SCHAU HIN! - Machtsymbole unter die Lupe nehmen


Die Paraderäume im Residenzschloss in Dresden wurden erbaut von August II. (1670 - 1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Der Anlass des Baus war die Heirat seines Sohnes Friedrich August II .mit der österreichischen Kaiserstochter Maria Josepha im Jahre 1719. Bei genauerem Hinsehen erkennt man jedoch, dass die Hochzeit nicht im Mittelpunkt des Geschehens stand: August II. wollte mit den Paraderäumen vorrangig seine Macht demonstrieren.

- Eine Kollaboration mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

- Eine Arbeit mit Maria Ettelt und Anaïs Görden -


Viele der Objekte und Möbelstücke wurden aus kostbaren Materialien gefertigt. Letztere wurden häufig durch Ausbeutung gewonnen. Die Objekte stehen jedoch ohne jegliche Information in den Paraderäumen.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden stellten uns Informationen zu vier der Gegenstände zur Verfügung. Mit Hilfe zusätzlicher Recherche wollten wir einen physischen Prototyp gestalten, welcher den Besucher die (zum Teil problematische) Geschichte hinter den Objekten erklärt und auf interaktive Art und Weise erfahren lässt (Hier finden sich weitere Informationen zu dem Projekt).


Das Herrscherportrait von August II. wurde im Jahr 1718 von Louis de Sylvestre gemalt. Es zeigt August II. in einer ähnlichen Pose wie Ludwig XIV. - eine typische Inszenierung von absolutistischen Monarchen.

Auf dem Portrait sind verschiedene Machtsymbole abgebildet, deren Bedeutung sowie Existenz nicht auf dem ersten Blick zu erkennen sind:

  • Der Thron
  • Die Krone
  • Der Reichsapfel
  • Der Königsmantel
  • Die Paraderüstung
  • Das Kurschwert
  • Das Zepter
  • Der Orden des Goldenen Vlies
  • Das Portrait an sich

Zusätzlich sind die Bedeutungen der verschiedenen Symbole nicht jedem bekannt. Also starteten wir eine Recherche darüber, welchen Ursprung diese Symbole haben und warum sie für August II. so bedeutsam waren. In diesem Zusammenhang versuchten wir die Symbole in einen heutigen Kontext zu setzen.


Wir strukturierten alle Information über die Machtsymbole August II. Nun überlegten wir uns Ideen, wie wir die Informationen den Besuchern des Museums interaktiv präsentieren können. Dafür zeichneten wir Storyboards, wie die Besucher mit der Ausstellung interagieren könnten. Hierbei kristallisierten sich die folgenden Ideen für das Projekt heraus:

  • Für ein interaktives Nutzererlebnis, planten wir die Informationen auf einem Tablet zu präsentieren.
  • Für ein umfassenderes Verständnis, wollten wir die Machtsymbole mit Beispielen aus der Gegenwart vergleichen.
  • Dabei soll der Nutzer die Machtsymbole aktiv suchen.

Im nächsten Schritt kombinierten wir diese Schritte zum finalen Prototypen.


Die Ideen des letzten Abschnitts führten zur Entwicklung einer interaktiven Lupe: Wir bauten einen Prototypen aus Holz mit einem Tablet im Inneren. Auf diesem hat der Nutzer die Möglichkeiten zwischen verschiedenen Bildern zu wechseln. Der Programmablauf sieht dabei wie folgt aus:

  • Startbildschirm mit einer kurzen Erklärung zur Situation und der Funktionsweise der Anwendung,
  • Bild eines Machtsymbols des Herrscherportraits auf einem Zeitstrahl,
  • Bild eines Machtsymbols aus der Gegenwart mit ähnlicher Bedeutung auf einem anderen Zeitstrahl.
  • Der Nutzer hat jederzeit die Möglichkeit den Zeitstrahl durch Linksklick zu ändern und
  • die Möglichkeit den Ton an- und auszuschalten.

Alle Bildschirme haben eine Audioausgabe mit Informationen über das angezeigte Machtsymbol.


Wir erstellten unseren ersten Prototyp, um die Interaktion mit der Lupe zu testen. Hierzu nutzten wir die Software MITAppInventor, um eine einfache Anwendung für ein Android Tablet zu erstellen.

Die Tests haben die folgenden Probleme des ersten Prototypen ergeben:

  • Die meisten Nutzer waren durch die verschiedenen Zeitachsen verwirrt.
  • Die Audioausgabe war eine Computerstimme und wurde als nicht sehr angenehm empfunden.
  • Die Informationsdichte war zu hoch, um konzentriert zu bleiben.

Diese Probleme werden durch den finalen Prototypen behoben.


Für den finalen Prototyp verwendeten wir ein iPad 11 und entwarfen ein neues Modell für die Lupe. Die Anwendung wurde in Swift geschrieben; hierbei veränderten wir die Benutzerführung wie folgt:

  • Startbildschirm mit einer kurzen Erklärung zur Situation und der Funktionsweise der Anwendung,
  • Bild eines Machtsymbols des Herrscherportraits,
  • Bild eines weiteren Machtsymbols der Gegenwart mit ähnlicher Bedeutung,
  • Bild eines weiteren Machtsymbol des Herrscherportraits,
  • Bild eines weiteren Machtsymbols der Gegenwart mit ähnlicher Bedeutung,
  • und so weiter.

Durch die geänderte Nutzerführung erübrigt sich der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitachsen und der Nutzer hat einen kontinuierlichen Informationsfluss.

Wir kürzten die Informationen und die Audioausgabe wurde meinerseits eingesprochen, um die Ausgabe angenehmer zu gestalten. Das Modell wurde aus MDF gefertigt. Für die Machtsymbole der Gegenwart zeichneten wir Illustrationen, um keinen direkten Vergleich mit real existierenden Personen oder Gegenständen herzustellen.


Unser Studienkurs fertigte insgesamt 7 verschiedene Prototypen an. Diese präsentierten wir in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Hier findet sich eine vollständige Liste aller Projekte). Die Projekte erhielten eine positive Resonanz. Am Ende wählte die Jury eines der Projekte für die kommende Ausstellung aus.

Unsere Projekte wurden ebenfalls auf der Werkschau der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden im Juli 2024 ausgestellt.

Weiter unten sind weitere Eindrücke zu sehen!

Bildrechte Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Crispin-Iven Mokry

Bildrechte Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden: Karla Schröder


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